Objekte

Figur einer Guanyin (1/3)

Carolin Kayali

Aus der Fülle der Exponate, die China auf der Wiener Weltausstellung 1873 ausstellte, sollen auf dieser Webseite einige ausgewählt werden und in Bezug auf Form, Materialität, Symbolik und/oder Herkunft untersucht werden. In diesem Artikel wird eine Figur aus dem Technischen Museum Wien betrachtet.

 

ABB.1: Figur aus dem Mark der Aralia papyrifera (Guanyin), 6,3 x 12 x 7 cm, Technisches Museum Wien, 83281.   

Die kleine Figur [ABB.1] befindet sich in einem hochrechteckigen Kästchen, das frontal mit einem dünnen Glas abgeschlossen ist. Der Kasten ist aus braun-gräulichem Papier und vorne durch rote Streifen mit zwei Streben in den beiden oberen Ecken umrandet. In der Tiefe entsteht eine Nische von ca. 7 cm, in der die Figur sowie einige kleine Dekorationen angeordnet sind.


Die weibliche Figur sitzt in einer leicht nach links geneigten Haltung. Die Bekleidung besteht aus einem hellgrünen bodenlangen Unterkleid mit einem ebenfalls grünen Edelstein am Brustausschnitt. Darüber trägt die Figur einen creme-weißen Umhang über den Schultern, der im Bereich des Kragens und der Ärmel starke Falten wirft. Die Kopfbedeckung, unter der das schwarze Haar zum Vorschein kommt, besteht aus einem hellgrünen Tuch, dass sich in der Mitte des Kopfes in Falten aufbauscht. Ganz rechts oben ist der Stoff gemustert. Das grünliche Kopftuch und das dunkle Haar rahmen ein helles, weißes Gesicht mit sehr großen Ohren, hoher Stirn und verhältnismäßig kleinen Augen, Nase und Lippen mit nach oben gezogenen Mundwinkeln. Des Weiteren trägt die Figur einen kreisrunden Ring um den Hals, den vorne ein geschwungenes Ornament zitiert. In ihren sehr feingliedrigen, dünnen, weißen Fingern hält die Figur ein zylinderförmiges, hellblaues Objekt.


Zu ihren Füßen ist die weibliche Figur von weißem Stoff umgeben, der in kleinen nach oben spitz zulaufenden Fragmenten wie die Blätter einer Lotusblüte angeordnet ist. Die Figur ist zudem von weiteren Dekorationen umgeben: Zwei an sich windendem Draht befestigte und somit freistehende weiße Papierblüten umgeben sie rechts und links. An der Rückwand des Kastens sind zu ihrer Rechten ein weißer Vogel und zu ihrer Linken ein weiteres, undefinierbares Ornament angebracht.

Das Etikett auf der Vorderseite des Kastens [ABB.1], auf dem die Nummer 9178 und darunter die Beschreibung „Figur aus dem Mark der Aralia papyrifera“ zu lesen sind, stammt höchstwahrscheinlich von der Weltausstellung 1873.

ABB.2: Detail Etikett, Figur aus dem Mark der Aralia papyrifera (Guanyin), Technisches Museum Wien, 83281.

Ein weiteres Etikett [ABB.2] ist auf der Unterseite angebracht und ist ein Zollvermerk von dem Ausfuhrhafen Amoy (heute Xiamen). Betitelt ist die Figur darauf als Göttin/Goddess. In Übereinstimmung mit dem Etikett ist die Figur auch im Katalog der chinesischen Zollbehörde unter Sektion D – „Detached and Miscellaneous Specimens“ unter der Nummer 5 gelistet. Diese ist identisch mit der vorangehenden Katalognummer 4, weshalb davon auszugehen ist, dass es ein weiteres Exemplar gab bzw. gibt. Beide sind mit der gleichen Beschreibung versehen: „Figure of the Goddess of Mercy. Bild der Göttin der Barmherzigkeit. Kwan-yin.“ Danach folgt eine Aufzählung der drei Festtage, an denen die Göttin gefeiert wird [1].

Quellen

[1] Port catalogues of the Chinese customs’ collection at the Austro-Hungarian universal exhibition, Vienna/Shanghai, 1873 (URL: https://play.google.com/store/books/details?id=_R5FAQAAMAAJ&rdid=book-_R5FAQAAMAAJ&rdot=1&pli=1) / S. 399.

 

Veröffentlicht: 2023