Figur einer Guanyin (2/3)
Carolin Kayali
Auch ohne Kenntnis dieses Eintrages identifiziert das Technische Museum Wien die Figur richtigerweise ebenfalls als eine Guanyin, einen weiblichen Bodhisattva (Erleuchtungswesen) aus dem Mahayana-Buddhismus, der vor allem in Ostasien verbreitet ist. Guanyin, kurz für Guan-shi-yin bedeutet so viel wie „die alle Schreie der Welt hört“ und steht für unendliches Mitgefühl [2]. Guan-shi-yin ist die chinesische Übersetzung des Sanskrit Wortes Avalokiteśvara [3].
Bei der Betrachtung verschiedener (chinesischer) Darstellungen der Guanyin [ABB.3/ABB.4/ABB.5/ABB.6] fällt auf, dass sie häufig auf einer Lotusblüte stehend oder in Meditation sitzend in einem langen weißen Kleid abgebildet ist [4]. Die Haut ist meist sehr weiß und auf dem Kopf trägt sie einen Dutt oder einen Kopfschmuck. Weitere Attribute sind ein Weidenzweig und ein Jadegefäß mit reinem Wasser [5]. Vereinzelt wird sie auch mit einer Vielzahl an Armen und Augen dargestellt [ABB.7]. Während der Bodhisattva (Erleuchtungswesen) in Indien – wo er unter dem Namen Avalokiteshvara bekannt ist – geschlechtslos oder männlich dargestellt wird, sind in China weibliche Verkörperungen der Guanyin üblich [6].
Vergleichsbeispiele:
Quellen
[2] Maria Reis-Habito, The Bodhisattva Guanyin and the Virgin Mary, in: Buddhist-Christian Studies, Vol. 13, 1993, S. 61-69. / S. 62.
[3] Ebd.
[4] Insbesondere bezüglich des weißen Gewandes: Jeong-Eun Kim, White-robed Guanyin: The Sinicization of Buddhism in China Seen in the Chinese Transformation of Avalokiteshvara in Gender, Iconography, and Role, 2011 / S. 19.
[5] Ebd. / S. 18.
[6] Maria Reis-Habito, The Bodhisattva Guanyin and the Virgin Mary, in: Buddhist-Christian Studies, Vol. 13, 1993, S. 61-69.
Veröffentlicht: 2023