Objekte bewahren: Archivwesen (2/2)
G. Brandstetter
Trotzdem war es dem Technischen Museum Wien möglich, entsprechende Objekte, die sich einst auf der Wiener Weltausstellung befunden haben, zu identifizieren. Auf diese Erkenntnis stießen wir im Zuge des Mail-Verkehrs mit Herrn Dr. Hubert Weitensfelder, der im Technischen Museum für den Sammlungsbereich und die Produktionstechnik zuständig ist und uns überaus hilfsbereit zur Seite stand. Besonders erhellend war dahingehend sodann die Erkenntnis, dass das Technische Museum die entsprechenden Objekte der einstigen Weltausstellung in der hausinternen Datenbank bereits in zahlreichen Fällen korrekt als solche ausgewiesen hatte. So fand sich ein entsprechendes Schema bestehend aus der einstigen Inventarnummer, der hausinternen Nummer des Technischen Museums, sowie dem weiteren Vermerk „WA 1873“, welcher auf die Weltausstellung referenziert Dies ermöglichte somit die Identifikation von 47 Objekten, welche definitiv der Weltausstellung zugeordnet werden konnten, wohingegen bei 8 weiteren eine Zuschreibung zwar anzunehmen, jedoch dennoch keine hinreichende Gewissheit gegeben ist. Mittels der uns seitens Herrn Dr. Weitensfelder bereitgestellten Objektnummern war es uns jedenfalls in Folge möglich, diese Objekte jeweils gezielt in der Online-Datenbank des Museums auszuheben und in einer unsererseits eigens geführten Excel-Liste zu konsolidieren. ABB.3 zeigt einen Ausschnitt dieser Liste. Diese wies letzten Endes eine höchst unterschiedliche Bandbreite von Objekten auf; so finden sich darunter beispielsweise diverse Papierprodukte, aber auch Schalen & Schüsseln sowie ebenso Figuren.

Ähnliche Probleme hinsichtlich der konkreten Objektzuordnung ergeben sich mitunter auch bezüglich der Archivsituation des Museums für Angewandte Kunst (MAK). Eine Sichtung der internen Museumsdatenbank lieferte uns jedenfalls die Erkenntnis, dass es auch hier ob der Datensätze entsprechende Unregelmäßigkeiten bzw. Unklarheiten gibt. So scheinen Objekte mitunter ggf. als „indisch“ oder „japanisch“ auf und/oder es ergeben sich ferner Schwierigkeiten bezüglich der Nachvollziehbarkeit unterschiedlicher Inventarnummern. Trotzdem konnten schließlich auch im Falle des MAK viele Objekte – 114 an der Zahl – identifiziert werden. Wie stark verteilt chinesische Objekte der Wiener Weltausstellung von 1873 sein können, zeigt sich zudem auch bezüglich entsprechender Tauschaktivitäten des MAK mit der sog. „Sammlung Exner“.
Abschließend sei noch auf das Weltmuseum eingegangen. Dort bietet sich eine durchaus vergleichbare Situation dar. Hinsichtlich der Menge an Objekten wurden im Laufe unserer Recherche jedenfalls 14 Objekte im dortigen Museumsbestand identifiziert (u.a. div. Bootsmodelle und eine Vielzahl von Schalen). Wie filigran und in welch prekärem Zustand manche dieser Objekte sind, verdeutlicht die Tatsache, dass mit Ausnahme von einem einzigen alle anderen ausschließlich im Archiv befindlich und somit der Öffentlichkeit nicht zugänglich sind.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass der Themenkomplex der Archivtätigkeit resp. der aktuellen Archivsituation in Bezug auf die Objekte der Wiener Weltausstellung von 1873 keinesfalls ein einfacher ist. Die beiden identifizierten Hauptprobleme – diese sind, wie gesagt zum einen die sehr unterschiedliche, d.h. heterogene Etikettensituation und zum anderen die teils nur sehr lückenhafte resp. mangelhafte Dokumentation – stellen die Museen jedenfalls vor nicht zu unterschätzende Probleme, etwaige Objektfunde auch tatsächlich korrekt zuweisen zu können. Diese Tatsache wurde auch unserer Gruppe im Rahmen dieser Übung entsprechend bewusst.
Veröffentlicht: 2023