Räumlichkeiten

Raum 2 (1/3)

Franziska Frießnegg

China war auf der Wiener Weltausstellung von 1873 mit insgesamt drei eigenen Ausstellungsräumen vertreten, in denen verschiedene Objekte aus dem Land zur Schau gestellt wurden. Anhand einiger Fotos vom Verlag der Wiener Photographen-Association, die im Rahmen der Weltausstellung entstanden sind, ergibt sich im Folgenden der Versuch einer Rekonstruktion von Raum 2, um eine ungefähre Vorstellung des Ausstellungsraumes zu bieten.

ABB.1: Rekonstruktion chinesischer Ausstellungsbereich.
ABB.2: Weltausstellung 1873: Möbel aus der chinesischen Galerie (Zugang zu Raum 2 von der Längengalerie).

Die erste Fotografie (Abb. 2) zeigt eine Aufnahme vom Eingang des Raumes, welchen man durch ein Tor betreten konnte. Es muss aus der Ausstellung der Türkei aufgenommen worden sein. Zu sehen ist ein eher schlichtes Tor, das mit Stoffdrapierungen geschmückt war. Darüber befindet sich ein Schild, das den Raum in Großbuchstaben als Teil der chinesischen Ausstellungsräume ausweist. Direkt darunter ist sich noch eine weitere Tafel angebracht, deren Aufschrift aufgrund von einer Spiegelung etwas schwer erkennbar ist. Vergrößert man das Bild, so lässt sich G. Ritter von Overbeck, K. K. – General Consul entziffern und darunter noch „Hongkong“ in Großbuchstaben. Gustav Freiherr von Overbeck (1830-1894) war ein Diplomat, der 1864 zum k. u. k. General-Konsul in Hongkong ernannt wurde. Vor allem dessen Initiative ist die Ausstellung chinesischer Waren zu verdanken, da er sich im Vorfeld für eine Teilnahme Ostasiens einsetzte [1]. Aufgrund dieser Beschilderung kann der zweite Raum als „Overbeck-Galerie“ bezeichnet werden.

Rechts vor dem Tor hängt ein Vorhang, der auf den japanischen Bereich hinweist, welcher sich gleich daneben befand. Erkennbar ist das daran, dass man jenen Vorhang in anderen Fotografien, die vom japanischen Raum bei der Weltausstellung aufgenommen wurden, wiederfindet [ABB.3].

ABB.3: Tor der japanischen Galerie.

Blickt man in den Raum hinein [ABB.2], so fällt der Blick auf die mit Ornamenten verzierten Lampen bzw. Laternen, die wahrscheinlich nicht von der Decke hängen, sondern direkt am Tor angebracht sind. Ab der ungefähren Mitte des Raumes führen vier Stufen hinauf zu einem Podest, auf dem sich ein großes, mit Holzdekor verziertes Bett befindet. An den Seiten der Stufen ist verschiedenste Keramik ausgestellt: Vasen, Geschirr, Sockel und Pagoden. Vor der Treppe befindet sich eine erkennbare Absperrung mit einem Seil. Rechts daneben sind auf einem Podest, eine Stufe über dem Boden, verschiedene Möbelstücke ausgestellt. An der Wand befinden sich ein Schrank und eine Frisierkommode, davor diverse Tische und Stühle. Der Blick fällt durch das Bett in Raum 3 dahinter, dort sind Vitrinen und weitere Keramiken zu erkennen. Das Podest dient dabei als Trennung zwischen den zwei Bereichen, wobei schwer erkennbar ist, ob das Bett vollständig in der Overbeck-Galerie, oder zwischen den beiden Räumen stand.

Quellen

Veröffentlicht: 2023