Räumlichkeiten

Konstruktionsgeschichte, Planung und Ausführung (3/3)

Michael Gryksa

Auf vielen Bildern und Fotos sind Trennwände zu erkennen, die sich aber bei genauerer Betrachtung oft als gemalte Scheinwände auf Stoff darstellten [ABB.4]. Es kamen Juteverkleidungen zum Einsatz, die mit Gips und Malerei überzogen waren. Also ein klassischer Theaterkulissenbau, um den Anschein von Raumtrennungen zu erzielen. Diese Abtrennungen waren auch oft nur in den unteren zwei Dritteln der Raumhöhe angedeutet, sieht man weiter nach oben erkennt man die Jochbögen der einzelnen Stahlkonstruktionen. Dadurch konnte auch der Luftzug durch die Hallen ziehen ohne dass andauernd die Kulissenwände wackelten.

ABB.4: Japanische Gallerie: der Faltenwurf an der vermeintlichen Wand lässt den kulissenartigen Aufbau erkennen.

Zusammenfassend kann man sagen, der Schmiedeeisenbau erlebte einen Höhepunkt mit den Gebäuden der Wiener Weltausstellung. Aus statischer Sicht sind es auch sehr einfach zu beherrschende Rechenmodelle. Die einzelnen Joche bestanden aus in den Ecken geknickten Fachwerksträgern, deren vertikalen Teile als Stützen fungierten. Die Joche waren über die Dachkonstruktion miteinander verbunden, so entstand ein Gesamttragwerk aus einer Vielzahl von Jochen.

Nach der Weltausstellung 1873 in Wien wurde das Areal für eine spätere Nachnutzung verkauft. Auf dem Areal vom großen Osttransept (Ausstellungsräume von Österreich, Ungarn, Russland, Griechenland, Türkei, Tunis, Marokko, Ägypten, Persien, Rumänien sowie China Japan und Siam) wurde bereits 1874 der Wiener Trabrennverein gegründet, der auch heute noch besichtigt werden kann. 1875 wurde mit dem Abbau der Hallen begonnen. (aus Beilage zum Wiener Extrablatt Nr. 305, Donnerstag 4. November 1875) Durch den Börsenkrach vom 9.Mai 1873 konnte das wirtschaftlich angestrebte Ergebnis der Weltausstellung nicht erreicht werden. Es fehlte sogar das Geld, um den Gesamtabtrag zu finanzieren, dazu entstanden viele zeitgenössische Karikaturen [ABB.5]. So verblieb nur die Rotunde als großes Wahrzeichen und Erinnerungsdenkmal bis zum Jahr 1937, in dem sie einem Brand zum Opfer fiel.

ABB.5: Karikatur.

Quellen

[ABB.5] Matthias Marschik, Michaela Pfundner, Die Rotunde, Ein verschwundenes Wahrzeichen – Von der Weltausstellung 1873 bis zum Brand 1937, Edition Winkler-Hermaden, Schleinbach 2022. / S. 5.

Veröffentlicht: 2023