Der Kunsthof und seine Ausstellungsgebäude (4/4)
Elena Apfler
Die Bauten im Kunsthof waren im Neo-Renaissance-Stil und mit Rustika-Mauerwerk. Eine ornamentale Malerei zierte die Nischenwölbungen in den Vorhallen des Hofes. Nach Sgraffito-Art ausgearbeitete Muster belebten die Gesims-Bänder und Pilaster [7]. Die Pavillons waren bestückt mit einer hohen Freitreppe, einem stattlichen Portikus, Säulen mit Komposit im Süden und ionischen Kapitellen im Norden, Dreiecksgiebeln über den Fenstern und einer Balustrade als oberen Abschluss des Zentralblocks.
Reichlich geschmückt war auch der Triumphbogen [ABB.10] von Heinrich Freiherr von Ferstel (*1828, †1883) [8], österreichischer Architekt und Hochschullehrer, sowie Vertreter des Historismus. Buntgefärbte, schimmernde, gebrannte Ziegel der Wienerberger Ziegelfabrik verkleideten ihn [9].
Interessanterweise hatte die Kunsthalle am wenigsten Gestaltung [10]. Sie war recht nüchtern und beinahe schmucklos ausgefallen. Die Fassade der Seitenflügel war von hohen Fenstern mit simplen Gesimsen als Überdachung zwischen schlichten Pilastern gegliedert. Nur der Portikus war baulich kunstvoll dekoriert [ABB.11].
Carl von Lützow beschrieb die Kunsthalle in seinem Buch „Kunst und Kunstgewerbe auf der Wiener Weltausstellung 1873“ als „etwas langweilig dreinschauende Masse“ [11]. Lützow hatte auch etwas beim Lichteinfall zu bemängeln. Da die meisten Bilder unter Seitenlicht gemalt wurden, sei dieses am besten für eine Galerie. Oberlichträume seien, laut Lützow, nur für Bilder größten Formates und denen, die als Dekoration von Prachtsälen gedacht seien, passend. Folglich kritisierte er die große Anzahl an Sälen mit Oberlichten und vergleichsweise wenige Räume mit Seitenlicht in der Kunsthalle [12].
Die Bildhauerarbeiten an der Kunsthalle und der Pavillons des Amateurs waren von Johannes Benk (*1844, † 1914), Franz Mitterlechner (*1830, † 1884) und Edmund Ritter von Hellmer (*1850, † 1935). Beispielsweise fand sich über allen vier Eingängen der Kunsthalle die allegorische Gruppe der drei Künste von Benk [13]. Prof. Josef Storck dekorierte das Innere. Die Eisenträger an den Langwänden wurden mit Holzbalken verkleidet. Darüber kamen die Gesimse und Jutestoff über den Wänden. Die zierende Flächenornamentik wurde mit Rot, Gold, Hellgelb und Lila bemalt. Die kräftigen Farben hoben sich vom neutralen warmgrauen Ton der Jute ab und machten einen festlichen Eindruck [14].
Der Kunsthof brachte die Kunst verschiedener Länder zusammen. Freilich nicht so, wie es anfangs geplant war. Es waren nur Österreich, Ungarn, Deutschland Niederlande, Belgien, Frankreich, Schweiz, Italien, Russland, Norwegen, Schweden, Dänemark und England vertreten. Kunstwerke aus anderen Ländern wie auch China fehlten nach Erkenntnis der Gruppe komplett.
Zu der Exposition des Amateures als solche kam es nicht, sodass die Pavillons als Fortsetzungen der Kunsthalle zu sehen waren. Die Kunstliebhaber*Innen mussten sich auf der Wiener Weltausstellung von 1873 mit Kunst aus einer beschränkten Auswahl von Ländern begnügen.
Quellen
[7] Carl von Lützow, Kunst und Kunstgewerbe auf der Wiener Weltausstellung 1873, Leipzig 1875. / S. 39.
[8] Ebd. / S. 26.
[9] Franz Weller, Weltausstellungsalbum. Erinnerungen an Wien 1873, Wien 1873. / S. 11.
[10] Carl von Lützow, Kunst und Kunstgewerbe auf der Wiener Weltausstellung 1873, Leipzig 1875. / S. 27.
[12] Ebd. / S. 27-28.
[13] Ebd. / S. 38.
[14] Ebd. / S. 40.
[ABB.12] Ebd. / S. 41.
Veröffentlicht: 2023